Jürgen Brôcan
Ein bisschen wie Shibui
... überland, stadteinwärts,
siehst du die Einsprengsel, Alten-Teile, wie Gäste,
die noch kurz auf der Türschwelle zögern,
zurückblicken, ohne Winken,
eine Giebelfront aus Holzbohlen, ausgegraut, krumm-
gesägt, voller Löcher, Schrunden, Astaugen,
die die Schindeln beobachten,
das Fresko lehnender Zweige einer Buche
davor, verquer
in der Zeit,
ihre Empfindungspartikel ausduftend,
und über einem in die Mauerritze verirrten Labkraut,
zwischen Geräten und Gerümpel,
abgestellt von wer-weiß-wem im Ruhestand,
die angeregte Bienenkonferenz ...
(für Klaus Anders)
Jürgen Brôcan, Jahrgang 1965, studierte Germanistik und Europäische Ethnologie in Göttingen. Er ist verheiratet und lebt in Dortmund als Schriftsteller, Literaturkritiker und Übersetzer aus dem Englischen, dem Französischen und dem Altgriechischen. Außerdem ist er Verfasser von fünf Gedichtbänden und Herausgeber verschiedener Anthologien. Er war Stipendiat des Autorenförderungsprogramms der Stiftung Niedersachsen 2007 für Essay und der Kunststiftung NRW 2010 für seinen Gedichtband "Ausgangspunkte". Im Oktober 2010 hat Jürgen Brôcan den Paul Scherbaart-Preis der Heinrich-Maria Ledig-Rowohlt-Stiftung erhalten.